Berlin Stadtbahn

Am 29. Oktober 1838 begann in Berlin mit der Strecke nach Potsdam das Eisenbahnzeitalter. Bedingt durch die bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts verbaute Innenstadt und die verschiedenen Bahngesellschaften entstanden mehrere Kopfbahnhöfe, die schlecht miteinander verknüpft waren. Bald wurden die Strecken durch tangentiale Güterstrecken (dem heutigen Innenring) außerhalb der damaligen Stadt verbunden, 1882 wurde dann die viergleisige Stadtbahnstrecke, die auf 731 Bögen von West nach Ost mitten durch die Stadt verläuft, eröffnet. Auf den beiden nördlichen Gleisen verkehrten die Vorortezüge (später S-Bahn genannt), die beiden südlichen waren für die Fernbahn (was aber mehr einen Teil des Regional verkehrs meinte) vorgesehen. Die „richtigen“ Fernzüge fuhren nach wie vor von den verschiedenen Kopfbahnhöfen ab.
     1928 wurden die S-Bahn-Gleise auf der Stadtbahnstrecke elektrifiziert (Stromschiene, 750 Volt Gleichspannung).
     Im Krieg wurden die Kopfbahnhöfe zerstört, es verkehrten nur noch wenige Züge dort. Der spärliche Fernverkehr wurde auf der Stadtbahn gebündelt.
     Die Teilung der Stadt machte sich noch wenig bemerkbar, ungehindert konnte man von Ost nach West oder umgekehrt reisen. Das fand ein jähes Ende, als in der Nacht auf den 13. August 1961 die Mauer gebaut wurde. Die Züge von Osten endeten am Ostbahnhof, die aus der BRD am Bahnhof Zoo. Wer beispielsweise von Magdeburg in die Hauptstadt der DDR wollte, mußte nun auf dem neuerbauten Außenring, dem sog. „Sputnik“, Westberlin umrunden. Transitreisende aus der BRD wurden während stundenlangen Aufenthalten an beiden Grenzen kräftig „gefilzt“.
     Nach Abschluß des Transitvertrags 1972 verlief der Verkehr reibungsloser. Endbahnhof der nun speziell für den Transitverkehr eingesetzten Züge war jetzt der ebenfalls geteilte Bahnhof Friedrichstraße, der als kleine Exklave der großen Exklave Berlin völlig im Osten lag, jedoch aus Westberlin mittels U- und S-Bahn problemlos zu erreichen war.

Transitstempel
  
     Die einzigen Fernzüge auf der Stadtbahn waren damals diese Transitzüge, täglich jeweils drei nach Hamburg, drei nach Köln, drei nach Frankfurt und drei nach München. Der Ostbahnhof wurde in den 80er-Jahren in Hauptbahnhof umbenannt, schließlich braucht eine Hauptstadt auch einen Hauptbahnhof.
     Nach der Wende und der Wiedervereinigung änderte sich zunächst wenig, es verkehrten zwar etliche Züge mehr, auch konnte man Magdeburg wieder ohne „Umlaufbahn“ erreichen, die Züge endeten aber alle spätestens am Zoo, die Intercities aus München fuhren gleich um Berlin herum zum Hauptbahnhof.
     Die Stadtbahn war dringend sanierungsbedürftig. Während den jahrelangen Bauarbeiten wurde die S-Bahn auf die Fernbahngleise gelegt, einige Stationen wurden geschlossen oder provisorisch umgebaut. Nach Fertigstellung der S-Bahn wurde die alte Fernbahn abgebaut. Zum Fahrplanwechsel am 24.Mai 1998 wird nun die Strecke auch für Fernzüge wieder durchgehend befahrbar sein, ein somit durchaus geschichtsträchtiges Datum.