Zukunft Bahn

April 1999: Das Schöne-Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn gilt nur noch an einem Tag, dafür aber wieder für fünf Personen. Die weitere Entwicklung ist absehbar.

Juli 2000: Die Zahl wird auf sieben Personen erhöht, von denen fünf Kinder sein müssen. Dies zieht eine Preissteigerung auf 50 Mark mit sich.

Oktober 2000: Die Beschränkung bei der Kinderzahl wird fallengelassen, allerdings müssen alle mit dem Wochenend-Ticket reisenden Kinder in Begleitung beider Elternteile sein. Im Gegenzug wird der Gebrauch des Tickets auf Sonntage beschränkt, da der im Zeichen der Globalisierung flexibler werdende Arbeitsmarkt eine Reduktion des Wochenendbegriffs mit sich bringt.

Januar 2001: Im Rahmen der „Offensive Zukunft“ der Deutschen Bahn dürfen ohne Preiserhöhung mit dem Wochenend-Ticket zwei Hunde mitreisen.

April 2001: Um den Klagen vieler Reisender über die Hundeflut in Nahverkehrszügen nachzukommen, begrenzt die Deutsche Bahn in ihrer Kleintier-Verordnung das Stockmaß der Hunde auf 70 cm Rückenhöhe. Tiere mit weniger als 20 cm fallen unter die Geringfügigkeitsgrenze und sind damit im Sinne der Tarifverordnung keine Hunde, dürfen also nur als Reisegepäck aufgegeben werden.

Juli 2001: Erwachsene dürfen das Wochenend-Ticket nur noch dann benutzen, wenn sie in Begleitung ihrer leiblichen Kinder sind. Die Schaffner sind gehalten, dies anhand des Stammbuches zu kontrollieren. Dafür kann man statt zwei Hunden jetzt auch eine Katze kostenfrei mitnehmen, sofern sie den Maßen der Kleintier-Verordnung entspricht.

Oktober 2001: Analog zur Ausländerrechtssprechung gelten Familien fremder Nationalität nicht mehr als besonders fördernswert, werden also von der Benutzung des Wochenend-Tickets ausgeschlossen. Gleiches gilt bei fehlendem Trauschein der Eltern.

Januar 2002: Die Zahl der Kinder wird auf drei begrenzt. Diese dürfen Plüschtiere in beliebiger Anzahl mit sich führen.

April 2002: Die Begleitung eines Hundes wird obligatorisch. Er darf von Welpen in beliebiger Anzahl begleitet sein, falls diese in eine handelsübliche Box von 40 x 30 x 40 Zentimeter passen.

Juli 2002: Der Gebrauch des Wochenend-Tickets wird auf Sonntage beschränkt, die laut Kirchenkalender keine Feiertage sind. Dafür ist es auch am jeweils ersten Samstag im Februar und November gültig. Familien dürfen einen Bischof in ihrer Begleitung haben.

Oktober 2002: Das Rückenmaß der Hunde wird um 10 cm gesenkt, der Kreis der Reisebegleiter um Weihbischöfe und Psychotherapeuten erweitert.

Februar 2003: Ein verheiratetes deutsches Ehepaar mit drei leiblichen Kindern und einem Cockerspaniel von 40 cm Rückenhöhe, begleitet vom Weihbischof von Hildesheim, möchte am 6. Sonntag das Wochenend-Ticket erwerben. Der Schalter-Beamte, erst konfus, dann bestimmt: Es hätte eine Vorausbuchung wegen der Komplexität der Materie sieben Wochen vor dem Reisetermin erfolgen müssen.

April 2003: Das Schöne-Wochenend-Ticket der Bahn wird mangels Nachfrage eingestellt. Proteste halten sich in Grenzen.

pöp, Frankfurter Rundschau 1999